Arbeitserzieher/in
Kerstin (30) „Es ist schön, Menschen etwas zu vermitteln.”
Kerstin lernt am Diakonischen Institut für Soziale Berufe.
Aus dem Handwerksberuf in die Arbeitserziehung

Adrian (24) hat von Landschaftsgärtner auf Arbeitserzieher umgesattelt.
Der geistig behinderte Mann in der Gartenarbeitsgruppe macht die anderen oft fertig, während sie gemeinsam die Beete im Rosengarten des Schlossparks in Stetten umgraben. Adrian beobachtet das schon seit Wochen. Dann kommt ihm eine Idee: Er muss dem Mann helfen, sein Selbstwertgefühl zu steigern, damit er es nicht mehr nötig hat, auf anderen herumzuhacken! „Ich habe für ihn aus den Berichten, die seine Betreuer in den letzten Jahren über ihn geschrieben hatten, alles Positive rauskopiert“, erzählt der 24jährige, „Wie viel das war, hat ihn total überrascht!“
Ein schöner Erfolg für Adrian. Weil er gerne draußen ist, hat er nach der mittleren Reife erst mal eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner gemacht und auch in dem Beruf gearbeitet. Doch dann wurde er arbeitslos und musste sich neu orientieren. „Ich wollte was tun, das Sinn macht!“, sagt Adrian, der in seiner Freizeit Pfadfinderleiter ist, „Beim Arbeitserzieher hat mir gefallen, dass ich meinen Vorberuf einbringen kann und dass ich geregelte Arbeitszeiten habe.“
In der Zweitausbildung zum Arbeitserzieher werden gerne Bewerber genommen, die vorher schon einen handwerklichen oder kreativen Beruf gemacht haben und ihren Klienten richtig was beibringen können. Darum sind die Klassen altersmäßig oft bunt gemischt von der 20jährigen bis zum 50jährigen. Arbeitserzieher helfen Menschen, die nicht selbstständig arbeiten können, trotzdem sinnvolle Aufgaben zu übernehmen. Und zwar möglichst nicht irgendwo abgeschottet, sondern mitten in der Gesellschaft. Das nennt man Inklusion. Arbeitserzieher helfen auch jungen Leuten beim Übergang zwischen Schule und Beruf oder beurteilen Arbeitsplätze, ob sie für Gehörlose oder Körperbehinderte was taugen.
Der Beruf des Ergotherapeuten ist ähnlich, aber eher medizinisch-therapeutisch ausgerichtet. Beim Arbeitserzieher gehen die Unterrichtsfächer mehr in Richtung Sozialpädagogik. Außerdem dauert die Ergotherapie-Ausbildung länger und ist eine Erstausbildung.
Auf einen Blick
- Voraussetzung: je nach Bundesland mittlerer Bildungsabschluss plus abgeschlossene Berufsausbildung oder Hauptschulabschluss plus abgeschlossene Berufsausbildung plus 2 Jahre Berufserfahrung
- Arbeitserzieher arbeiten in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Berufsförderungswerken, Einrichtungen der Jugend- oder Suchthilfe
- Schulische Ausbildung: keine Vergütung
- Berufseinsteiger/innen bei der Diakonie verdienen als Grundgehalt 2.730 bis 3.260 Euro (Stand 04/2022, EG 7)
Konsequent zu sein ist schwer
„Es ist schön, wenn man in die Arbeit kommt und schon sehnsüchtig erwartet wird. Ich habe dort gelernt, Menschen unabhängig von ihren Fähigkeiten wertzuschätzen und zu respektieren“, erzählt Adrian. Aber der 24-Jährige gibt auch zu, dass es ihn manchmal anstrengt, für vier, fünf andere mitdenken zu müssen. Auch als Gruppenanleiter konsequent zu sein, fällt ihm noch schwer. Aber durch jede schwierige Situation lernt er dazu.
Du kannst entweder in zwei Jahren Vollzeitschule mit zwei Praktika und anschließendem Anerkennungsjahr Arbeitserzieher werden oder in drei Jahren im dualen System. Da wechseln sich die Praxiseinsätze mit dem Blockunterricht in Fächern wie Psychologie, Medizin, Soziologie oder Pädagogik ab. Deine Zukunft nach der Ausbildung könnte zum Beispiel so aussehen: Adrian will zusammen mit seiner Frau eine Einrichtung gründen, in der er Jugendliche mit schwierigen Persönlichkeiten so fördert, dass sie nach der Schule fit für eine Ausbildung sind.