Bewerbungstipps für den Nachwuchs

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1.200 Bewerbungen landen jedes Jahr auf dem Schreibtisch von Christine Vogler. Sie ist Leiterin der Wannsee-Schule und verrät dir hier, wie du deine Bewerbung pimpen kannst.

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Die wichtigsten zehn Bewerbungstipps

Du bewirbst dich für eine Ausbildung im pflegerischen oder sozialen Bereich? Dann überleg dir ein paar gute Gründe, warum du so gerne in genau diesem Job arbeiten willst. Die brauchst du, um die Ausbilder zu überzeugen. "Am besten ist es, im Anschreiben ganz persönliche Gründe für den Berufswunsch anzugeben", sagt Christine Vogler. Wenn zum Beispiel deine Oma zu Hause gepflegt wird und du dadurch auf die Idee gekommen bist, einen Pflegeberuf zu lernen, schreib es auf!

Achte unbedingt darauf, in der Schule nicht unentschuldigt zu fehlen! Denn das steht später in deinem Zeugnis. "Wir gucken bei Bewerbern nicht unbedingt auf Noten", verrät Christine Vogler, "Aber wenn jemand oft unentschuldigt in der Schule gefehlt hat oder zu spät zum Unterricht gekommen ist, stehen seine Chancen schlecht." Soziale und pflegerische Berufe haben ganz viel mit Verantwortung gegenüber anderen zu tun. Und die wird dir nur anvertraut, wenn du bewiesen hast, dass du für dich selbst Verantwortung übernehmen kannst.

Nur superordentliche Bewerbungen haben eine Chance: Seiten mit Eselsohren oder Kaffeeflecken fliegen sofort raus! Im Bewerbungsratgeber findest du sicher noch ein paar weitere Profi-Tipps. Aber kopiere auf keinen Fall einfach die Formulierungen aus dem Musteranschreiben heraus! Denn das durchschaut der Ausbilder. "Viel besser und wahrhaftiger kommen Bewerber rüber, die ihre eigenen Erfahrungen einbringen", sagt Christine Vogler.

"Toll ist, wenn sich Bewerber ehrenamtlich engagieren oder einen Freiwilligendienst gemacht haben", findet Christine Vogler. Die Rubrik "Meine Hobbys" oder "Meine Interessen" im Lebenslauf ist ihr wichtig. Hast du vielleicht sogar ein Hobby, das mit dem Beruf zu tun hat? "Manche schreiben einfach nur, dass sie gerne Freunde treffen und lesen", erzählt die Schulleiterin, "Da bekommen wir das Gefühl, das es neben der Schule keine andere Tätigkeit gibt." Besser kommt es an, wenn du zum Beispiel in einer Sportmannschaft trainierst oder ein Instrument spielst. Denn das zeigt dem Ausbilder, dass du dich selbst motivieren kannst und an einer Sache dranbleibst.

Ganz uncool ist es, den Ausbilder anzulügen, zum Beispiel: "Ich hab‘ meine Zeugnisse leider vergessen!". Das lässt Christine Vogler dir nicht durchgehen: "Es fällt immer auf, wenn jemand gar keine Zeugnisse zum Gespräch mitbringt. Ich fordere sie später sowieso an. Und dann kommt raus, dass die Noten schlecht sind."

Und was machst du, wenn dein Abschluss-Zeugnis nicht so toll ist? Für den Job kämpfen! "Wenn jemand den Ausbildungsplatz wirklich will, spüren wir das", sagt Christine Vogler, "Ich habe Bewerber eingeladen, die mir am Telefon ganz ehrlich gesagt haben, dass ihr Zeugnis schlecht ist. Dafür haben sie sich aber auf eigene Faust ein sechswöchiges Praktikum im Krankenhaus organisiert!" Sowas überzeugt natürlich!

Du hast eine körperliche Beeinträchtigung, aber Pflege ist dein Traumjob? Wenn du dir sicher bist, dass du den Job packst, versuch es! "Wir hatten eine Bewerberin, die von allen anderen Einrichtungen abgelehnt worden war, weil ihr Gesicht halbseitig gelähmt war", erzählt Christine Vogler. "Ja, gucken sie mich an!", sagte die junge Frau im Vorstellungsgespräch, "Für mich ist das normal." Vogler war beeindruckt, wie offensiv die junge Frau mit ihrer Lähmung umging - und nahm sie an.

Du hast dich an einer Pflegeschule beworben und wurdest abgelehnt? Bleib dran und versuch es noch mal, wenn es dir wirklich wichtig ist! "Man kann sich ruhig im Bewerbungsschreiben darauf beziehen, dass man es schon mal probiert hat - das zeigt echtes Interesse", findet Christine Vogler.

Du bist zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden? Herzlichen Glückwunsch, du hast einen wichtigen Schritt geschafft! "Ganz wichtig ist uns, wie Bewerber im Gespräch auftreten", erklärt Vogler, "Wir brauchen Leute mit offener Ausstrahlung, die teamfähig sind." Schon wie du in den Raum kommst, ist wichtig: nicht schüchtern zur Seite gucken, sondern freundlich grüßen, dich mit Namen vorstellen und den Ausbildern offen in die Augen sehen. In sozialen und pflegerischen Jobs muss man auf andere Menschen zugehen können!

Auch in sozialen und pflegerischen Einrichtungen kann es ein Assessment Center geben, also ein Auswahlverfahren mit Gruppendiskussionen und -übungen für Bewerber, die in die engere Wahl gekommen sind. "Wir beobachten, wie sich die jungen Leute in der Gruppe verhalten", erzählt  Christine Vogler. Dominantes oder aggressives Verhalten kommt ganz schlecht an. "Uns ist wichtig, dass man aufeinander hören und miteinander sprechen kann." Und du solltest im Nachgespräch erklären können, warum du dich in welcher Situation wie verhalten hast.

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