FAQs für Quereinsteiger

Viele Menschen entdecken erst im zweiten Anlauf ihren Traumberuf. Häufige Fragen aus unserer Berufsberatung beantworten wir hier.

Wer gilt als Quereinsteiger?

Wegen des Fachkräftemangels werden im sozialen Bereich gesucht: Wiedereinsteiger, die nach Elternzeit, Auszeit, Auslandsaufenthalt o.ä. wieder zurückkehren möchten. Umsteiger, also Menschen, die in anderen Branchen aufhören müssen, weil sie einen Arbeitsunfall hatten oder weil es keine Jobs gibt. Querdenker, die eigentlich erfolgreich in einer anderen Branche tätig sind, aber jetzt lieber einen Beruf „mit Sinn“ machen möchten. Menschen mit Migrationshintergrund, die mit einem ausländischen Berufsabschluss in Deutschland in einen Sozial- oder Pflegebereich einsteigen möchten. Alle diese Gruppen zusammen nennen wir Quereinsteiger.

Bin ich der Typ für einen Quereinstieg?

Das finden Sie entweder mit unserem Quereinsteiger-Test oder mit einem Bundesfreiwilligendienst (BFD) heraus, der im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (bis 27 Jahre) keine Altersobergrenze hat.

Welche Berufe kommen infrage?

Alle Sozial- und Pflegeberufe kommen für Quereinsteiger infrage. Eine Berufeübersicht finden Sie hier. In einigen Bereichen ist der Fachkräftemangel sehr groß: Als Altenpfleger oder Erzieher haben Sie als Quereinsteiger deshalb besonders gute Zukunftsaussichten. Die Ausbildung zum Arbeitserzieher ist speziell für Quereinsteiger konzipiert.

Unsere Quereinsteiger interessieren sich oft besonders für Teilzeit- oder berufsbegleitende Ausbildungen und Studiengänge. Dazu gibt es aber einige Missverständnisse. So bedeutet eine berufsbegleitende Ausbildung zum Beispiel nicht, dass man in seinem Erstberuf beispielsweise im Handwerk oder Einzelhandel weiterarbeiten kann, um Geld zu verdienen, und nebenbei die soziale Ausbildung macht. Mehr Infos dazu gibt es hier.

Wie kann ich einsteigen?

Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder entscheiden Sie sich für eine klassische 3-jährige Ausbildung (z.B. Altenpfleger) oder Sie machen eine kürzere, je nach Beruf ein bis zwei Jahre dauernde Helferausbildung (z.B. Altenpflegehelfer). Oder, die dritte Möglichkeit: Sie wählen eine "schnelle Qualifizierung" wie den drei- bis sechsmonatigen Pflegebasiskurs oder die Qualifizierung als Betreuungsassistent oder Alltagsbegleiter nach § 53c/43b.

Viele Quereinsteiger möchten schnell einsteigen. Trotzdem ist in den meisten Fällen die "lange" Ausbildung die bessere Wahl: Fachkräfte mit Abschluss werden mehr gesucht. Als Helfer oder Assistent verdienen Sie weniger und können in seriösen Einrichtungen nicht eigenverantwortlich arbeiten. Auch für eine spätere Weiterqualifizierung bringt Ihnen die schnelle Qualifizierung nicht unbedingt Vorteile. Wenn Sie es mit Ihrem Quereinstieg ernst meinen und sich eine gute Ausgangsposition für Ihr restliches Berufsleben sichern möchten, machen Sie also am besten eine ganz normale 3-jährige Ausbildung (oder Studium) wie der Nachwuchs.

Quereinsteiger interessieren sich oft für Teilzeitausbildungen oder berufsbegleitende Ausbildungen und Studiengänge, weil sie von Anfang an nebenher arbeiten und Geld verdienen möchten. Für Berufe mit extremem Fachkräftemangel wie Altenpfleger oder Erzieher gibt es in den verschiedenen Bundesländern verschiedene Sonderregelungen für Quereinsteiger.

Wann macht der schnelle Einstieg Sinn?

Wir raten von einem schnellen Einstieg beispielsweise per Pflegebasiskurs ab, siehe vorherige Frage. Ob sich Quereinsteiger für einen schnellen Einstieg oder eine reguläre Ausbildung entscheiden, hängt meistens von ihren Lebensumständen ab: Sind Sie bereit dazu, nochmal mehrere Jahre lang "Schüler" zu sein und sich auf neues Wissen einzulassen? Haben Sie den Rückhalt Ihrer Familie? Unterstützt Ihr Partner das Vorhaben und kann Sie entlasten, wenn Sie Zeit und Ruhe zum Lernen brauchen? Ist Ihre Antwort auf diese Fragen "Nein", dann kann für Sie die Helferausbildung oder ein Pflegebasiskurs die bessere Option sein (Nachteile siehe oben). Oft spielt auch Ihre finanzielle Situation eine wichtige Rolle: Wie viel möchten oder müssen Sie kurz- und langfristig verdienen? Wollen Sie so schnell wie möglich eine Stelle im Sozial- und Pflegebereich in der Nähe Ihres Wohnorts antreten, fragen Sie am besten direkt bei den Einrichtungen nach: Werden Hilfskräfte überhaupt gesucht? Es bringt nämlich nichts, wenn Sie eine Qualifizierung als Pflege- oder Betreuungsassistent mitbringen, die Einrichtungen aber dringend examinierte Fachkräfte brauchen. Eine weitere Überlegung ist, wie viele Berufsjahre Sie noch vor sich haben. Wenn Sie kurz vor der Rente stehen und ein Betätigungsfeld für einige wenige Jahre suchen, kann eine "schnelle Qualifizierung" sinnvoll sein. Am Anfang Ihres Berufslebens ist sie es eher nicht.

Ich will diesmal den richtigen Beruf aussuchen!

Viele Quereinsteiger haben den dringenden Wunsch, bei der zweiten Berufswahl nun aber auch wirklich den richtigen Weg zu finden. Gründlich informieren ist also angesagt! Hier im Karriereportal der Diakonie Deutschland gibt es jede Menge Filme, Tests und persönliche Berichte zu allen Berufsbildern im Sozial- und Pflegebereich. Infotage oder Berufsmessen sind eine gute Gelegenheit, Auszubildende kennenzulernen und sich die Details der Ausbildung ganz genau erklären zu lassen. Am besten Sie sprechen nicht nur mit Einrichtungsleitern, sondern auch mit Leuten, die genau den Job machen, für den Sie sich interessieren. Einige Einrichtungen bieten Berufsberatungen an – vereinbaren Sie einen Termin! Die mit Abstand beste Möglichkeit, Ihren neuen Wunschberuf kennenzulernen, ist natürlich, eigene Erfahrungen zu sammeln! Während eines Praktikums, einer Hospitation oder eines Freiwilligendienstes merken Sie schnell, ob Sie im sozialen Bereich richtig sind und ob Ihre Vorstellungen mit dem Arbeitsalltag übereinstimmen.

Wie finanziere ich die Ausbildung?

Quereinsteiger haben leider kein generelles Recht auf finanzielle Unterstützung. Aber in bestimmten Fällen vergibt die Arbeitsagentur einen "Bildungsgutschein" für die neue Ausbildung: Damit garantiert sie dem Auszubildenden, alle anfallenden Kosten (Schulgeld, Prüfungsgebühren oder Fahrtkosten) für seine Ausbildung zu übernehmen. Zusätzlich dazu kann der Auszubildende Arbeitslosengeld beantragen. Leider ist der Gutschein zeitlich beschränkt: Nur für die Altenpflegeausbildung konnen Sie während der gesamten drei Jahre eine Förderung bekommen, bei allen anderen Ausbildungen werden nur die ersten beiden Jahre gefördert. Das dritte Ausbildungsjahr müssten Sie also in jedem Fall selbst finanzieren. Weitere Tipps zur Ausbildungsfinanzierung haben wir hier zusammengetragen. Auch die Kollegen vom Erzieherprojekt "Vielfalt, Mann!" haben gute Infos zum Thema Finanzierung der Ausbildung.

Wie bekomme ich einen Bildungsgutschein?

Bildungsgutscheine werden von der Arbeitsagentur vergeben. Leider bekommen nur wenige Quereinsteiger diese finanzielle Unterstützung. Vermittlung geht dort vor Förderung. Sie können also nur dann gefördert werden, wenn Sie in Ihrer "alten" Branche nicht weitervermittelt werden können. Möchten Sie Ihren Beruf wechseln, sollten Sie zuerst einen Termin mit der Arbeitsagentur vereinbaren. Dort wird geprüft, ob Sie die Voraussetzungen erfüllen. Haben Sie die Zusage für einen Bildungsgutschein bekommen, bewerben Sie sich anschließend bei den Einrichtungen. Das gilt sowohl für die Förderung einer regulären Ausbildung als auch einer Helferausbildung. Ein Tipp noch: Letztendlich entscheidet der Sachbearbeiter bei der Arbeitsagentur, ob Sie gefördert werden. Liefern Sie ihm stichhaltige Argumente! Wenn Sie nachweisen können, dass die Vermittlungschancen in Ihrem bisherigen Beruf schlecht sind und Sie sich bereits erfolglos beworben haben, ist es wahrscheinlich, dass Sie einen Bildungsgutschein bekommen. Sie sollten auch erklären können, warum Sie in den sozialen Bereich möchten, und zeigen, dass Sie gut darüber Bescheid wissen. Wenn Sie trotzdem keine staatliche Unterstützung bekommen, finden Sie hier weitere Tipps zur Finanzierung der Ausbildung.

Welche Voraussetzungen gibt es für den Quereinstieg?

Das Wichtigste zuerst: Sie sollten eine klare Vorstellung von dem haben, was Sie im neuen Beruf erwartet! Nach einem Praktikum im sozialen Bereich sind Ihre Startbedingungen für eine Ausbildung sehr viel besser. Quereinsteiger sollten Lernbereitschaft und die Lust mitbringen, neue Herausforderungen anzugehen und sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Im sozialen Bereich werden Menschen gesucht, die einfühlsam, hilfsbereit, offen und freundlich sind. Wichtig sind natürlich auch körperliche Fitness, eine gesunde Lebensweise und Teamfähigkeit, sowie eine stabile Persönlichkeit. Sie sollten gut kommunizieren können und verantwortungsbewusst mit anderen Menschen umgehen. Die Arbeitsagentur bietet kostenlose gesundheitliche und berufspsychologogische Tests an, mit denen Sie herausfinden können, ob Sie im sozialen Bereich richtig sind. Oder machen Sie unseren Quereinsteiger-Test!

Bis zu welchem Alter lohnt sich der Quereinstieg?

Es gibt keine Altersobergrenze für den Quereinstieg. Im Sozial- und Pflegebereich ist es nicht ungewöhnlich, dass ältere Schüler in den Ausbildungsklassen sitzen. Einrichtungen nehmen gern ältere Auszubildende, da sie sich meistens bewusst für diese Ausbildung entscheiden und keine falschen Erwartungen haben. Aber Sozial- und Pflegeberufe sind körperlich anstrengend: Mit Kitakindern auf dem Boden krabbeln oder als Altenpfleger Senioren aus dem Bett heben – da sollten Sie fit sein. Es kommt also darauf an, dass Sie sich selbst ehrlich einschätzen: Trauen Sie sich die Arbeit gesundheitlich zu? Dann ist Ihr Alter nebensächlich. Mancher ist mit Ende 50 besser in Form als andere mit Anfang 30.

Welche Einrichtungen haben Quereinsteiger-Programme?

Hier sammeln wir Links zu Quereinsteiger-Kampagnen und -Programmen unserer diakonischen Einrichtungen. Die Liste ist noch im Aufbau.

Was erwartet mich beim Bewerbungsgespräch?

Quereinsteiger bekommen die gleichen Fragen gestellt wie alle anderen Bewerber auch. Aber die Schul- und Einrichtungsleiter interessieren sich natürlich besonders für Ihren bisherigen Lebenslauf: Welchen Beruf haben Sie vorher ausgeübt? Warum soll es jetzt in den sozialen Bereich gehen? Sie sollten Ihre Umorientierung gut begründen können. Außerdem werden Sie gefragt, wie gut Sie sich über das neue Berufsfeld informiert haben: Kennen Sie die typischen Tätigkeiten in Ihrem Wunschberuf? Können Sie sich vorstellen, im Schichtdienst und an Wochenenden zu arbeiten? Haben Sie schon ehrenamtliche Erfahrungen oder Praktika im Sozial- oder Pflegebereich gemacht? Auch mit Fragen zur familiären und finanziellen Situation müssen Sie rechnen: Sind Ihre Kinder betreut? Haben Sie Zeit und Ruhe zum Lernen? Da das Ausbildungsgehalt oft nicht hoch ist: Wie sorgen Sie für Ihren Lebensunterhalt? Abschließend stellen Einrichtungs- und Schulleiter Fragen zu Ihrer Persönlichkeit und zu Ihrer gesundheitlichen Verfassung: Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Wie gehen Sie mit stressigen und belastenden Situationen um?

Kann ich mit ausländischem Abschluss in Deutschland arbeiten?

Alle Informationen für internationale Bewerber*innen finden Sie hier.

Passt mein künstlerischer Erstberuf zur Arbeit mit Menschen?

Kreativität ist in vielen sozialen Berufen gefragt: Als Altenpflegerin können Sie alten Menschen Kunstkurse geben, als Erzieher können Sie Kunst- und Werkstättenprojekte mit Kindern anbieten, als Ergotherapeutin können Sie mit Menschen mit Behinderung künstlerische Freizeitgestaltung oder künstlerische Arbeit in Behindertenwerkstätten machen. Allerdings ist die Kunst hier immer nur ein Aspekt der ganz normalen Arbeit – Pflege und Betreuung stehen im Vordergrund. Sie müssten also eine ganz normale Sozial- oder Pflegeausbildung machen und dann eigenständig versuchen, die Kunst zu Ihrem Spezialgebiet zu machen, z.B. auch durch eine Weiterbildung zum Kunsttherapeuten. Eine speziell konzipierte Ausbildung für Quereinsteiger, die  handwerklich oder künstlerisch erfahren sind, ist die Ausbildung zum Arbeitserzieher. Umgekehrt können Sie einen kreativen Studiengang belegen, sich durch einen Freiwilligendienst, ein Ehrenamt oder Praktika die Tür in soziale Einrichtungen öffnen und dann auf selbstständiger/freiberuflicher Basis Kunstkurse anbieten.

Kann ich als Lehrer in den sozialen Bereich wechseln?

Das kommt ganz auf die Einrichtung an. Eigentlich braucht man im Jugendhilfebereich eine Erzieherausbildung mit Schwerpunkt Jugendarbeit oder ein Studium der Sozialen Arbeit. Weil der Fachkräftemangel an Sozialarbeitern noch nicht so hoch ist, würden Einrichtungen wahrscheinlich einen Bewerber bevorzugen, der die passende Ausbildung hat. Trotzdem sollten Sie sich als Quereinsteiger davon nicht abschrecken lassen: Oft entscheiden Kommunen, karitative Einrichtungen und Jugendhäuser individuell über die Einstellungsvoraussetzungen. Haben Sie schon Vorerfahrungen in einer solchen Einrichtung? Dann dürften Sie auch ohne die konkrete Ausbildung eine Stelle bekommen! Am besten fragen Sie bei der Einrichtung nach, ob gerade eine Stelle frei ist und ob Sie sich weiterqualifizieren müssten. Wollen Sie allerdings als Lehrer in den Pflege- und Gesundheitsbereich quereinsteigen, führt der Weg an einer klassischen Ausbildung nicht vorbei.

Welche Chancen gibt es für Quereinsteiger noch?

Wer sich beruflich völlig neu orientieren oder eine Auszeit von dem nehmen möchte, was er gerade macht, kann sich für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) bewerben. Für den BFD gibt es keine Altersbeschränkung und Sie haben die Gelegenheit herauszufinden, ob Sie in den sozialen Bereich passen. Der BFD macht sich gut im Lebenslauf und kann Ihnen für eine spätere Ausbildung im sozialen Bereich viele Türen öffnen.

Unsere Experten

Für die Antworten danken wir (u.a.) den Experten Daniela Schmidt vom Fachschulzentrum Gesundheitsberufe der Diakonie Hannover, Margret Afting-Ijeh vom Rauhen Haus in Hamburg und Paul Ebsen von der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.