FAQs zur Fort- und Weiterbildung
Welche Fort- oder Weiterbildung soll ich machen? Wer bezahlt sie? Und verdiene ich danach mehr? Ihre häufigsten Fragen beantworten wir hier.
Warum sind Fort- und Weiterbildungen wichtig?
Fort- und Weiterbildungen sollen berufliche Kenntnisse auf dem aktuellen Stand halten und vertiefen. In Zeiten immer schnellerer Veränderungen des Berufsalltags durch die Digitalisierung und Fortschritte in der Forschung ist lebenslanges Lernen angesagt. Am Beispiel Pflege kann man deutlich sehen, wie die beruflichen Anforderungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind: Die Unterscheidung zwischen Alten- und Krankenpflege ist zum Beispiel weitgehend überholt. Heute müssen Pflegefachkräfte alles können - das führt zu einem großen Schulungsbedarf. Im Bereich Erziehung kommen Kinder mit ganz anderen Beeinträchtigungen und Diagnosen als noch vor einigen Jahren in die Betreuung. Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Zuwanderung stellen alle Bereiche der Sozialen Arbeit vor völlig neue Herausforderungen - auch hier sind neue Kompetenzen gefragt. Dafür, und auch um Karriere zu machen und mehr zu verdienen, braucht man eine Weiterbildung. Ein weiterer wichtiger Punkt: Sie sollten auch Ihre kommunikativen und persönlichen Kompetenzen ständig weiterentwickeln. Denn wer mit sich selbst im Reinen ist, findet auch immer wieder aufs Neue die Kraft, seine Arbeit gut zu machen.
Was ist der Unterschied zwischen Fortbildung, Weiterbildung und Bildungsurlaub?
Fortbildungen sind Seminare zu verschiedenen Themen, die meist einen bis fünf Tage dauern. In der Regel erhält man am Ende eine Teilnahmebestätigung, nur in einzelnen Fällen auch ein Zertifikat. Weiterbildungen sind deutlich umfangreicher, können bis zu 800 Stunden dauern, wechseln oft zwischen Theorie- und Praxisblöcken ab und haben fast immer eine Prüfung als Abschluss. Da sie kosten- und zeitintensiv sind, absolviert man Weiterbildungen meist auf Anregung des Arbeitgebers oder in enger Absprache mit ihm. Der erfolgreiche Abschluss einer Weiterbildung bedeutet meist, dass Sie eine höhere oder zusätzliche Qualifikation erlangt haben und eine andere berufliche Tätigkeit im gleichen Arbeitsfeld übernehmen können. Bildungsurlaub wiederum ist in manchen Bundesländern ein gesetzlicher Anspruch auf Freistellung für Weiterbildung für Arbeitnehmer/innen während der Arbeitszeit. Er beträgt fünf Arbeitstage pro Jahr. Seminare müssen als Bildungsurlaub staatlich zugelassen sein und auch in einem gewissen fachlichen Bezug zum Beruf stehen. Lesen Sie hier nach, ob Sie in Ihrem Bundesland einen Anspruch auf Bildungsurlaub haben.
Wann ist es Zeit für eine Fort- oder Weiterbildung?
Direkt nach dem Abschluss der Ausbildung haben viele Menschen erstmal keine Lust mehr auf Lernen. Doch die Halbwertzeit von Wissen, auch in den Sozial- und Pflegeberufen, wird immer kürzer. Zeit für frischen Input in Form einer kurzen Fortbildung sollten Sie daher bereits ein, zwei Jahre nach dem Berufsabschluss einplanen. Nach etwa drei Jahren könnte bereits ein guter Zeitpunkt für eine längere Fort- oder Weiterbildung sein. Viele haben dann auch richtig Lust, in einem bestimmten Bereich wie zum Beispiel Hygiene oder Sozialraumorientierung zum gefragten Experten im Team zu werden oder eine neue Aufgabe zu übernehmen. Beobachten Sie sich selbst, um festzustellen, wann es Zeit für eine Fort- oder Weiterbildung ist: zum Beispiel, wenn Sie merken, dass es zu viel Routine in Ihrem Berufsalltag gibt. Auch persönlichkeitsbildende Seminare sollten möglichst regelmäßig einmal im Jahr und vorausschauend eingeplant werden. Aber vergessen Sie dabei nicht: Wissen muss sich setzen können. Viele Fortbildungen kurz nacheinander zu machen, ist keine gute Idee.
Welche Fort- und Weiterbildungen gibt es?
Jede Menge! Stöbern Sie in unserem Fort- und Weiterbildungsstätten-Navigator! Grundsätzlich gilt: Fort- und Weiterbildungen sind das Richtige für Menschen, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, die weiterlernen und beruflich weiterkommen wollen. Unterscheiden lassen sich zum einen fachliche Fort- und Weiterbildungen mit dem Ziel der beruflichen Spezialisierung. Das können zum Beispiel Fort- und Weiterbildungen zum Wundmanagement, zu neuen Dokumentationssystemen oder Änderungen im Sozialgesetzbuch sein. Zum anderen gibt es leitungsbezogene Weiterbildungen. Eine solche Weiterbildung brauchen Sie zum Beispiel, wenn Sie irgendwann später gern die Aufgabe der Abteilungsleitung, Wohnbereichsleitung oder Pflegedienstleitung übernehmen wollen. Außerdem gibt es noch die sogenannten fachfremden oder -übergreifenden Fortbildungen. Hier ist das Spektrum besonders groß und reicht von Rhetorik und Konfliktmanagement bis zu Yoga und Ausgleichsgymnastik. Gerade diese persönlichkeitsbildenden Seminare tragen dazu bei, dass Sie in den helfenden Berufen möglichst lange körperlich und seelisch gesund und in guter Qualität Ihren Job machen können. Sie sollten daher in Ihrer Fortbildungsplanung auf keinen Fall fehlen.
Welche Fort- oder Weiterbildung ist die richtige für mich?
Ob Psychiatrie, Clearing-Stelle oder Intensivstation - wer schon einen Plan hat und weiß, wohin die Reise beruflich gehen soll, ist klar im Vorteil. Viele merken schon während der Ausbildung, was ihnen besonders gefällt. Idealerweise gibt es in Ihrer Einrichtung fähige Personalentwickler, mit denen Sie über Ihre Vorstellungen und den besten Weg zum Ziel sprechen können. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass in Ihrem Wunschbereich auch Stellen vorhanden sind. Insgesamt ist das Interesse der Einrichtungen an weitergebildeten Fachkräften heute recht hoch, so dass Sie in vielen Fällen mit Unterstützung vom Arbeitgeber rechnen können. Aber auch wenn Sie noch gar nicht wissen, was sie machen wollen, ist es gut, sich beraten zu lassen. Holen Sie sich Feedback von erfahrenen Kollegen oder Vorgesetzten, finden Sie einen Mentor, der Ihre Talente erkennt, zum Beispiel fürs Unterrichten, Leiten oder im Bereich Wundmanagement. Ideal um herauszufinden, ob Ihnen ein Bereich liegt, ist übrigens auch die Mitarbeit in einer Projektgruppe. Hier finden Sie durch Hereinschnuppern heraus, ob Ihnen das Thema einer potentiellen Weiterbildung überhaupt liegt.
Wie wichtig sind Abschlüsse, Qualitätssiegel und Zertifikate?
Sehr wichtig, denn leider gibt es im Bereich Fort- und Weiterbildung eine große Grauzone. Die meiste Anerkennung bekommen Sie für Weiterbildungen, für die eine Landesbehörde oder eine Bundesbehörde eine Ausbildungs- und Prüfungsverordnung erlassen hat. Das gilt zum Beispiel in einigen Bundesländern für die Intensiv- und Anästhesieausbildungdie Praxisanleiter, die Leitungsweiterbildung oder die Psychiatrie-Weiterbildung. Auf der sicheren Seite sind Sie mit Angeboten, die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft oder dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBFK) auf den Weg gebracht sind. Ein gutes Zeichen für Qualität bei Maßnahmen, die vom Arbeitsamt finanziert werden, ist auch die Zertifizierung des Bildungsträgers nach der „Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung“ (AZAV) der Bundesagentur für Arbeit, die für die Beantragung eines Bildungsgutscheins notwendig ist.
Worauf sollte ich in Punkto Qualität achten?
Es lohnt sich, die Programme der Anbieter sorgfältig zu lesen. Was steht da beispielsweise über die Leitlinien und Grundsätze des Seminarprogramms? Wie qualifiziert und beruflich vernetzt sind die Dozenten? Nicht unwichtig ist auch das didaktische Selbstverständnis der Weiterbildungsinstitutionen. Sie sind schließlich kein Schulkind mehr, sondern ein Erwachsener, der auf Augenhöhe sein Wissen vertiefen möchte. Gut zu wissen also, ob sich die Anbieter die Qualitätsstandards in der Erwachsenenbildung halten - zum Beispiel durch moderne Unterrichtsmethoden statt Frontalunterricht! Überprüfen Sie: Gibt es genügend Praxisanteile in der Weiterbildung (Hospitationen, Praktika)? Gerade darin unterscheiden sich die Angebote. Gibt es bei Managementqualifikationen kollegiale Beratungen, wenn Sie wieder in die Praxis gehen? Sinnvoller sind ganz klar die Angebote, die ihre Teilnehmer auch in den beruflichen Phasen stetig begleiten und zum Beispiel regelmäßige Supervisionen anbieten.
Wird meine Fort- oder Weiterbildung bundesweit anerkannt?
Nicht in jedem Fall – und das ist ein sehr wichtiger Punkt: Fort- und Weiterbildung ist Ländersache. Informieren Sie sich also vor allem vor dem Beginn einer umfangreicheren Weiterbildung unbedingt, wo und wie sie anerkannt wird. Insbesondere wenn Sie einen Umzug in ein anderes Bundesland planen! Das gilt übrigens selbst für Studienabschlüsse, auch wenn hier bereits sehr an einer allgemeinen Anerkennung gearbeitet wird. Apropos: Wenn Sie eventuell noch ein aufbauendes Studium planen, ist auch die Frage der Creditpoints wichtig. Unter Umständen können Sie solche Punkte bereits während einer Weiterbildung sammeln und sie später auf einen pflegewissenschaftlichen Studiengang anrechnen lassen.
Wo kann ich mich beraten lassen?
Fort- und Weiterbildungsberatung ist oft die Aufgabe der Personalabteilung. In vielen Einrichtungen gehört sie als fester Bestandteil zu den jährlichen Mitarbeitergesprächen. Bei Weiterbildungen sind es meist die Arbeitgeber, die den Impuls geben und auch den entsprechenden Bildungsträger auswählen, so dass Sie eventuell wenig Einflussmöglichkeiten haben. Falls doch: auch Bildungsträger bieten oft Beratungstermine an und überprüfen mit Ihnen gemeinsam, welche Angebote gut passen könnten. Hilfreich ist auf jeden Fall, wenn Sie bereits eine Vorstellung haben, ob Sie sich fachlich oder im Leitungsbereich weiterentwickeln möchten.
Wo kann ich die Fort- oder Weiterbildung machen?
Entweder innerhalb oder außerhalb der eigenen Einrichtung. Bestimmt werden Sie in unserer Weiterbildungsstätten-Suche fündig! Große Träger mit vielen Mitarbeitenden haben zum Teil ihre eigenen Fortbildungsinstitute. Außerdem inzwischen sehr verbreitet: das Modell der Inhouse-Schulung, bei der ein Dozent in die Einrichtung kommt und gleich eine ganze Gruppe von Mitarbeitern fortbildet. Vorteil einer trägerinternen Fortbildung kann sein, dass sie sehr passgenau das vermittelt, was Mitarbeitern wissen sollen, und auf Besonderheiten Rücksicht nimmt. Ein Nachteil kann der fehlende Abstand zum Arbeitsalltag sein. Zum Beispiel, wenn es um Themen wie Führungsstil und Konfliktmanagement geht. Oft sollen Fortbildungen dabei helfen, den eigenen Horizont zu erweitern, Anregungen zu erhalten und andere Perspektiven kennenzulernen. Das gelingt aber nur mit möglichst verschiedenen Teilnehmern. Für Fortbildungen dieser Art bieten sich eher externe Anbieter an.
Welche Fehler machen Fort- und Weiterbildungsinteressierte häufig?
Wenn Sie die Seminarausschreibung nicht gründlich lesen, haben Sie vielleicht falsche Erwartungen. Rufen Sie im Zweifelsfall lieber nochmal beim Anbieter an und prüfen, ob die Inhalte der Fortbildung mit Ihren Vorstellungen übereinstimmen. Wichtig ist auch, sich nicht bei einer Maßnahme anzumelden, bevor der Arbeitgeber die Kostenübernahme und die Freistellung dafür genehmigt hat. Sprechen Sie, bevor Sie sich für eine Fort- oder Weiterbildung entscheiden, unbedingt mit der Personalabteilung, um herauszufinden, was gebraucht wird und wo Sie Chancen haben. Trotz guter Vorbereitung kann es passieren, dass Sie erst während des Seminars merken, dass es überhaupt nicht zu Ihnen passt. Dann ist es wichtig, das offen auszusprechen - auch wenn die Situation sicher für alle Beteiligten nicht besonders angenehm ist.
Was kostet eine Fort- oder Weiterbildung und wer bezahlt sie?
Eintägige Fortbildungen beginnen bei etwa 80 Euro und können bis zu 300 Euro kosten. Weiterbildungen beginnen bei etwa 1.500 Euro, können aber, wie zum Beispiel die Weiterbildung zur Einrichtungsleitung, schnell auch mal 7.000 Euro kosten. Fragen Sie Ihren Arbeitgeber, ob er die Kosten dafür übernimmt und Sie für den Zeitraum freistellt. Weiterbildungen werden in den meisten Fällen vom Arbeitgeber bezahlt. Als Gegenleistung müssen Sie sich als Mitarbeiter häufig verpflichten, nach der Weiterbildung für eine bestimmte Zeit bei Ihrem Arbeitgeber zu bleiben. Wenn Sie vor Ablauf der Frist kündigen, müssten Sie die Weiterbildungskosten zurückzahlen.
Was ist mit Bildungsgutschein und Bildungsscheck?
Bildungsgutscheine sind ein Förderinstrument der Agentur für Arbeit und daher in der Regel nicht für berufstätige Personen, sondern für Quereinsteiger und Berufsrückkehrer bestimmt. Bildungsschecks (in Hessen: Qualifizierungsscheck) gibt es nur in einigen Bundesländern. Sie ermöglichen die Kostenübernahme von 50 Prozent der Kurskosten und bis zu maximal 500 Euro für dafür zertifizierte Anbieter und Kurse. Voraussetzung ist ein Beratungsgespräch, bei dem der Bildungsscheck beantragt werden kann. Weitere Möglichkeiten zur Finanzierung sind das Meister-Bafög oder Prämiengutscheine wie beispielsweise die Gutscheine der Hamburger Pflegegesellschaft.
Wie überzeuge ich meinen Chef?
Zeigen Sie, dass Sie großes Interesse haben, überzeugen Sie mit Begeisterung für die Sache. Sammeln Sie Argumente, warum Sie dieses Seminar fachlich oder persönlich weiterbringt – und welche Vorteile das für Ihren Arbeitsplatz und am besten für das ganze Team mit sich bringt. Geben Sie nicht gleich auf, wenn Sie einmal ein Nein hören. Bleiben Sie am Ball, freundlich aber hartnäckig. Wenn man etwas wirklich will, beeindruckt das so manchen Chef. Gut möglich, dass es aus Geld- oder Personalgründen nur in diesem Jahr nicht klappt. Leider werden gerade Fortbildungen zu den sogenannten Soft Skills oft von Arbeitgebern nicht mehr so leicht finanziert, weil sie nicht als direktes Handwerkszeug anerkannt werden. Wenn auch die besten Argumente nichts helfen, bleibt bei überschaubaren Kosten immer noch: Wochenende opfern und selber zahlen. Immerhin sind Fortbildungskosten in voller Höhe steuerlich absetzbar.
Verdiene ich nach der Fort- oder Weiterbildung automatisch mehr?
Sie verdienen nicht automatisch mehr, aber häufig. Als weitergebildete Stationsleitung haben Sie einen Anspruch auf eine höhere Tarif-Stufe, als Praxisanleitung allerdings nicht, da gibt es häufig nicht mehr Geld. Wichtig ist, im Vorfeld einer Weiterbildung mit den Personalverantwortlichen über einen besseren Verdienst zu sprechen und diesen verbindlich zu vereinbaren.
Unsere Experten
Für die Antworten danken wir unseren Experten Dorothea Eichhorn vom Diakonie.Kolleg.Bayern in Nürnberg, Uwe Machleit von der Augusta Akademie Bochum und Birgit Szezinowski von der Diakonischen Fort- und Weiterbildungsakademie Hamburg.
Text: Diakonie/Kirsten Wenzel