Einrichtungsleitung mit 28 Jahren

Nachwuchsführungskräfte

Im März eröffnet die Evangelische Heimstiftung ihre neue WohnenPLUS-Residenz in Heidenheim und Karina Winterlik wird Hausdirektorin, also Einrichtungsleiterin sein. Das ist deshalb so ungewöhnlich, weil Karina erst 28 Jahre alt ist. Das Trainee-Programm der Evangelischen Heimstiftung machte die Turbokarriere möglich.

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Wussten Sie schon früh, dass Sie einmal hoch hinaus wollen?

Nein, nach meinem Abitur 2009 wusste ich erstmal überhaupt nicht, was ich wollte. Die Themen „Gesundheit und Soziales“ interessierten mich aber durchaus, und so habe ich mich wie so viele erstmal für ein FSJ entschieden. Ich bin eher zufällig in einem Pflegeheim in Stuttgart gelandet, wo ich in der Ergotherapie eingesetzt war. Ich habe die Bewohner beschäftigt, bin mit ihnen spazieren gegangen und wurde auch an die Pflege herangeführt. Das war mein erster Kontakt mit dem Altwerden und Abschiednehmen. Damals war ich zu jung, um zu verstehen, wie einschneidend diese Erfahrung für mich war, aber rückblickend bedeutet sie mir sehr viel.

Und wie ging es nach dem FSJ weiter?

Ich habe mich für das Bachelor-Studium Gesundheitsförderung entschieden, das ich auch abgeschlossen habe, aber danach wusste ich immer noch nicht, was ich damit beruflich anfangen soll. Ich habe ein Praktikum in einem Wirtschaftsunternehmen im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement gemacht, aber das war nicht meins. Also habe ich mich entschlossen, einen zweiten Bachelorstudiengang zu belegen. Andere würden sagen: „Wie kann man sowas machen!“ Aber für mich war es ein Glücksgriff! Beim dualen Bachelor Sozialmanagement in Heidenheim hat sich der Kreis geschlossen. Mein Praxispartner war ein Pflegeheim im Allgäu. Und da wusste ich endlich: Ja, das will ich machen. Ich will Hausdirektorin in einem Pflegeheim werden.

Und wie haben Sie diesen Plan in die Tat umgesetzt?

 

Nach meinem zweiten Bachelorabschluss hätte ich bei meinem Träger bleiben können, er bot mir eine Stelle in der Verwaltung an. Aber das hat mir als Perspektive nicht gereicht. Ich habe im Internet recherchiert, wie man Heimleitung wird, und bin auf das Trainee-Programm der Evangelischen Heimstiftung gestoßen. Die Bewerbung verlief problemlos und so habe ich dann zwei Jahre lang als Trainee alle Bereiche eines Hauses der Heimstiftung durchlaufen: Ich habe drei Monate als Pflegehelferin gearbeitet, war in der Hauswirtschaft, in der Küche, in der Haustechnik. Außerdem gehörten Seminare zu Themen wie Wirtschaftsplanung, Einführung in die Verwaltungssoftwares der Heimstiftung dazu. Und nicht zuletzt eine Coaching-Gruppe mit anderen Trainees, in der wir uns ausgetauscht und reflektiert haben.

Werden Sie als junge Hausdirektorin von den Mitarbeitenden ernst genommen?

Ein bisschen kämpft man schon mit Vorurteilen, einer gelegentlichen Bemerkung oder einem Augenrollen nach dem Motto: „Jetzt kommt die Studierte wieder“. Aber ich hatte wirklich wenig Probleme damit. Ich hatte ja meinen Praxiseinsatz auf Station und weiß, wie die Atmosphäre ist: stressig, emotional. Für solche Fragen rund um das Rollenverständnis als Führungskraft ist die Coaching-Gruppe da. Man spricht über Fallbeispiele aus der Praxis: Probleme in den Teams, Teambuilding-Maßnahmen, Gesprächsführung in Vorstellungsgesprächen. Ich habe mich eher schwer damit getan, wie ich mich als Chefin verhalten soll. Ich will nicht überheblich wirken, wenn ich Anweisungen erteile, aber ich will natürlich ernstgenommen werden. Wie lässt sich das vereinbaren? Wie wirke ich auf andere? Es tut gut, sich dazu auszutauschen.

Es gab also keine Krisen während Ihrer Trainee-Zeit?

Krisen nicht, aber Selbstzweifel schon. Wenn man realisiert, wie viele Aufgaben auf einen zukommen, fragt man sich schon, ob man das schaffen wird. Aber durch Gespräche mit anderen Trainees kommt man da wieder raus und macht motiviert weiter.

Sie leiten eine so genannte WohnenPLUS-Residenz. Was ist das?

Das ist auch etwas, was mich an meiner Aufgabe sehr gereizt hat! WohnenPLUS ist kein klassisches Pflegeheim, sondern ein Haus mit Pflegewohnungen, einer Pflege-WG und einem ambulanten Pflegedienst der Heimstiftung. Der Pflegedienst versorgt die Bewohner, doch betreut werden sie Tag und Nacht von einem Team aus Alltagsbegleitern. Das Haus liegt zentral in der Stadtmitte und ich habe es von Anfang an mit konzipiert und aufgebaut. Derzeit bin ich oft auf der Baustelle und überwache den Kücheneinbau, bevor im März die ersten Bewohner einziehen. Seit vergangenem Sommer betreiben wir Personalgewinnung für das neue Haus, ich habe die Vorstellungsgespräche geführt und wir haben ein tolles Team zusammengestellt.

Haben Sie noch Tipps für andere Nachwuchs-Führungskräfte?

Überlege dir, was dein Ziel ist. Suche dann verschiedene Wege dorthin und entscheide dich für einen. Such dir einen Träger, bei dem aktive Personalentwicklung stattfindet. Sage von Anfang an, was du einmal erreichen willst. Man muss es wollen, man muss sich trauen, es zu sagen, dann findet man immer einen Weg. Und bleib immer positiv eingestellt!

 

Text: Diakonie/Maja Roedenbeck Schäfer