Inklusion – Aufgabe und Herausforderung für die Diakonie

Prof. Anne-Dore Stein von der Evangelischen Hochschule Darmstadt
Inklusion ist ein Menschenrecht. Die Frage, wie es einer Organisation gelingen kann, Inklusion als Leitprinzip umzusetzen und nachhaltig zu etablieren, beschäftigt viele diakonische Einrichtungen. Für Mitarbeitende der Diakonie ist es spannend, diesen Prozess im eigenen Arbeitsbereich zu beobachten und vor allem aktiv daran mitzuwirken, die Herausforderungen umzusetzen. Eine Möglichkeite dazu bieten unterschiedliche Fortbildungsangebote, die versuchen, Kompetenzen dafür zu schaffen.
So auch der Weiterbildungs-Master „Systementwicklung Inklusion“, den die Evangelische Hochschule Darmstadt seit 2014 anbietet und der die Frage beantworten soll, wie es Unternehmen schaffen können, eine nachhaltige „Kultur der Inklusion“ zu entwickeln und zu pflegen. Entwickelt hat ihn die diplomierte Behindertenpädagogin und Sozialpädagogin Prof. Dr. Anne-Dore Stein.
Frau Prof. Stein, warum ein Master „Systementwicklung Inklusion“?
Anne-Dore Stein: An der Evangelischen Hochschule Darmstadt wurde bereits im Herbst 2002 ein Bachelor -und Master Studiengang „Inclusive Education / Integrative Heilpädagogik“ eingerichtet. Nachdem 2009 die Behindertenrechtskonvention auch in Deutschland verabschiedet wurde, erreichten uns immer mehr und dringende Anfragen, ob wir Einrichtungen wie z.B. Kindertageseinrichtungen, Schulen, Großeinrichtungen der Behindertenhilfen und Kommunen im Veränderungsprozess in Bezug auf Inklusion begleiten und beraten könnten. Finanziert von der Max-Traeger-Stiftung der GEW haben wir daraufhin in Kooperation mit dem Zentrum für Planung und Evaluation sozialer Dienste der Universität Siegen und der Arbeitsstelle für Diversität und Projektentwicklung der Universität Frankfurt einen Weiterbildungs-Master entwickelt, da wir vor allem im Bereich der Weiterbildung einen äußerst hohen Bedarf an Vermittlung von inklusionsorientierten Kompetenzen sehen.
Was zeichnet diesen Weiterbildungs-Master aus?
Stein: Die Besonderheit des Masters besteht darin, dass er sich zunächst vor allem auf das Aufdecken von Exklusionsrisiken einschließlich dahinter stehender gesellschaftlicher Strukturen und Menschenbilder in Institutionen bezieht. Mit einem starken Fokus auf ethische und menschenrechtliche Perspektiven werden im Folgenden inklusionszentrierte Strategien auf struktureller Ebene entwickelt, und bereits während des Studiums in einem Veränderungsprojekt umgesetzt, das durch Coaching von der Hochschule begleitet wird. Die hohe Faszination des Studiums hat sich durch die umfängliche Einbeziehung hochangesehener, auch internationaler Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichsten Diversitätsdimensionen (z.B. Kindheit, Behinderung, Alter, Migration, sozio-ökonomische Lage) entwickelt.
Warum sind Kompetenzen in Sachen Inklusion so wichtig?
Stein: Die Absolventinnen und Absolventen sollen durch das Studium die Erkenntnis gewinnen, dass die Frage der Inklusion untrennbar mit der notwendigen Auseinandersetzung um strukturelle Exklusionsprozesse verbunden ist. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass sie Kompetenzen im Sinne von Zuständigkeit entwickeln können, die sie Strategien und Konzepte entwickeln lassen, die auf die Teilhabe aller Menschen an allen gesellschaftlichen Bereichen gerichtet ist, also im Bildungswesen, Gesundheitswesen, in der Arbeitswelt, aber auch im Gemeinwesens generell.
Weitere Informationen
- Weitere Interviews zum Master "Systentwicklung Inklusion" im Blog "SOZIALE BERUFE kann nicht jeder"
- Info-Flyer zum Weiterbildungs-Master "Systementwicklung Inklusion" PDF (236 kB)
- „Weiterbildung Inklusionsmanagement/-beratung" der Bundesakademie für Kirche und Diakonie (PDF)
- Positionspapier "Inklusion - Aufgabe der Kirche" der Diakonie Niedersachsen
- Positionspapier "Inklusion - Aufgabe der Kirche" in Leichter Sprache (PDF) PDF (427 kB)