Mit sozialen Berufen ins Ausland
Auslandspraktikum in der Ausbildung
Zum Studium gehört ein Auslandssemester wie die Pommes zur Currywurst – aber dass man auch während der Ausbildung ein Auslandspraktikum machen kann, wissen viele nicht. Dabei wird das in manchen Ausbildungsstätten wie beim Mariaberg e.V., bei der Stiftung Friedehorst und im Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer für alle angeboten! „Ich hab mich ganz bewusst dafür entschieden, während meiner Ausbildung ins Ausland zu gehen“, sagt Judith. Sie lernt in Speyer Gesundheits- und Krankenpflegerin. Im Moment ist sie aber für drei Wochen in Honduras in Mittelamerika.
Leise geht die 22-Jährige durch den kargen Raum und schaut bei den Babys nach dem Rechten. Manche blicken sie mit großen Augen an, andere schlafen. Judiths Arbeitsort liegt mitten im Dschungel. Missionare haben das Krankenhaus, das ehrenamtlich betrieben wird, vor zehn Jahren gegründet. Judith hat hier schon in der Gynäkologie mitgearbeitet, Hausbesuche gemacht und Nachtwache gehalten. Unter einfachsten Umständen. Sie ist sowieso ein echter Globetrotter, lebte als Kind in Brasilien.
Das Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer unterstützt die ambulanten Einsätze rund um den Globus sehr. Erfahrungen und Mobilität, so weiß man hier, sind das A und O. Gerade in der Pflege. „Einige der Auszubildenden gehen Ende des zweiten Lehrjahres in ein anderes Land“, sagt Tanja Schaller, die Leiterin der Pflegeschule, „das ist aus meiner Sicht die beste Zeit dafür.“ Judith sagt, dass es auch im dritten und letzten Lehrjahr okay gewesen wäre. „Da kann man am besten checken, ob eine Arbeit im Ausland eine Option ist.“ Wie lange der Auslandsaufenthalt dauert, ist nicht auf den Tag genau festgelegt. "Meistens gehen unsere Azubis für drei bis vier Wochen ins Ausland“, sagt Schaller. „Einige nehmen im Anschluss noch Urlaub und verlängern damit freiwillig den Einsatz.“
Selbst organisiertes Abenteuer
Du kannst Dir Dein Abenteuer auch selbst organisieren. Svenja, Pflegeschülerin am Bethesda Krankenhaus Bergedorf in Hamburg, ist mit Hilfe der Agentur „Arbeit und Leben“ für sechs Wochen ans Uniklinikum Wien gegangen. Sie musste in Österreich nur ein paar Worte neu lernen: ein „Tackerl“ ist dort zum Beispiel das, was deutsche Pflegekräfte „Molli“ nennen: die grüne Allzweckunterlage. Wer allerdings wie Judith in ein Land mit einer anderen Sprache geht, muss die Sprache können. „Man ist hier Teil des harten Arbeitsalltags. Da kommt man mit ein paar touristischen Sätzen nicht weit. Ich spreche fließend Portugiesisch. Zwar wird in Honduras Spanisch gesprochen, aber die Nähe der beiden Sprachen zueinander hat mir sehr geholfen. Und sonst ging´s immer irgendwie mit Händen und Füßen.“
Offenheit ist ganz wichtig, findet Judith. Und dass man nicht ständig mit Deutschland vergleichen darf. „Andere Länder, andere Sitten. Das trifft gerade beim Arbeiten zu.“ Während sie in Honduras arbeitet, bekommt sie weiter ihr deutsches Ausbildungsgeld. Die laufenden Kosten vor Ort deckt sie aus ihrem Sparstrumpf. „Flug und Unterkunft hab ich selbst bezahlt“, sagt Judith, „Das war kein Problem. Ich mach‘ das ja für mich und für meinen Lebenslauf.“