Tipps und Infos für den Quereinstieg

Wegen des Fachkräftemangels werden im sozialen Bereich gesucht: Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger, die nach Elternzeit, Auszeit oder Auslandsaufenthalt wieder zurückkehren möchten. Umsteigerinnen und Umsteiger, also Menschen, die in anderen Branchen aufhören müssen, weil sie einen Arbeitsunfall hatten oder weil es keine Jobs gibt. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die in einer anderen Branche tätig sind, aber jetzt lieber einen Beruf „mit Sinn“ machen möchten. Menschen mit Migrationshintergrund, die mit einem ausländischen Berufsabschluss in Deutschland in einen Sozial- oder Pflegeberuf einsteigen möchten. Alle diese Gruppen zusammen nennen wir Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger. 

Alle Sozial- und Pflegeberufe kommen für den Quereinstieg infrage. Eine Berufeübersicht finden Sie hier. In einigen Bereichen ist der Fachkräftemangel sehr groß: Als Pflegefachfrau und Pflegefachmann oder Erzieherin und Erzieher haben Sie durch einen Quereinstieg besonders gute Zukunftsaussichten. Die Ausbildung Arbeitserzieherin und Arbeitserzieher ist speziell für den Quereinstieg konzipiert.

Viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger interessieren sich für Teilzeit- oder berufsbegleitende Ausbildungen und Studiengänge. Dazu gibt es aber einige Missverständnisse. So bedeutet eine berufsbegleitende Ausbildung zum Beispiel nicht, dass man in seinem Erstberuf beispielsweise im Handwerk oder Einzelhandel weiterarbeiten kann, um Geld zu verdienen, und nebenbei die soziale Ausbildung macht.

Es gibt mehrere Möglichkeiten: Entweder entscheiden Sie sich für eine 3-jährige Ausbildung  oder Sie machen eine kürzere, je nach Beruf ein bis zwei Jahre dauernde Helferausbildung. Oder Sie wählen eine "schnelle Qualifizierung" wie den drei- bis sechsmonatigen Pflegebasiskurs oder die Qualifizierung als Betreuungsassistentin und Betreuungsassistent oder Alltagsbegleiterin und Alltagsbegleiter.

Viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger möchten schnell einsteigen. Trotzdem ist in den meisten Fällen die "lange" Ausbildung die bessere Wahl: Fachkräfte mit Abschluss werden mehr gesucht. Als Assistentin und Assistent verdienen Sie weniger und können in seriösen Einrichtungen nicht eigenverantwortlich arbeiten. Auch für eine spätere Weiterqualifizierung bringt Ihnen die schnelle Qualifizierung nicht unbedingt Vorteile. Wenn Sie es mit Ihrem Quereinstieg ernst meinen und sich eine gute Ausgangsposition für Ihr restliches Berufsleben sichern möchten, machen Sie also am besten eine ganz normale 3-jährige Ausbildung oder ein Studium wie der Nachwuchs.

Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger interessieren sich oft für Teilzeitausbildungen oder berufsbegleitende Ausbildungen und Studiengänge, weil sie von Anfang an nebenher arbeiten und Geld verdienen möchten. Für Berufe mit akutem Fachkräftemangel wie in der Pflege und Bildung gibt es in den verschiedenen Bundesländern verschiedene Sonderregelungen für den Quereinstieg. 

Ob sich Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für einen schnellen Einstieg oder eine reguläre Ausbildung entscheiden, hängt meistens von ihren Lebensumständen ab: Sind Sie bereit dazu, nochmal mehrere Jahre lang "Schüler*in" zu sein und sich auf neues Wissen einzulassen? Haben Sie den Rückhalt Ihrer Familie? Unterstützt Ihr Partner oder Ihre Partnerin das Vorhaben und kann Sie entlasten, wenn Sie Zeit und Ruhe zum Lernen brauchen? Ist Ihre Antwort auf diese Fragen "Nein", dann kann für Sie die Helferausbildung oder ein Pflegebasiskurs die bessere Option sein (Nachteile siehe oben). Oft spielt auch Ihre finanzielle Situation eine wichtige Rolle: Wie viel möchten oder müssen Sie kurz- und langfristig verdienen? Wollen Sie so schnell wie möglich eine Stelle im Sozial- und Pflegebereich in der Nähe Ihres Wohnorts antreten, fragen Sie am besten direkt bei den Einrichtungen nach: Werden Hilfskräfte überhaupt gesucht? Es bringt nämlich nichts, wenn Sie eine Qualifizierung als Pflege- oder Betreuungsassistent*in mitbringen, die Einrichtungen aber dringend examinierte Fachkräfte brauchen. Eine weitere Überlegung ist, wie viele Berufsjahre Sie noch vor sich haben. Wenn Sie kurz vor der Rente stehen und ein Betätigungsfeld für einige wenige Jahre suchen, kann eine "schnelle Qualifizierung" sinnvoll sein. Am Anfang Ihres Berufslebens ist sie es eher nicht.

Viele Menschen wollen bei der zweiten Berufswahl nun aber auch wirklich den richtigen Weg zu finden. Gründlich informieren ist also angesagt: Infotage oder Berufsmessen sind eine gute Gelegenheit, Auszubildende kennenzulernen und sich die Details der Ausbildung ganz genau erklären zu lassen. Am besten Sie sprechen nicht nur mit der Einrichtungsleitung, sondern auch mit Leuten, die genau den Job machen, für den Sie sich interessieren. Einige Einrichtungen bieten Berufsberatungen an – vereinbaren Sie einen Termin. Die mit Abstand beste Möglichkeit, Ihren neuen Wunschberuf kennenzulernen, ist natürlich, eigene Erfahrungen zu sammeln! Während eines Praktikums, einer Hospitation oder eines Freiwilligendienstes merken Sie schnell, ob Sie im sozialen Bereich richtig sind und ob Ihre Vorstellungen mit dem Arbeitsalltag übereinstimmen.

In bestimmten Fällen vergibt die Arbeitsagentur einen "Bildungsgutschein" für die neue Ausbildung bei einem Quereinstieg: Damit garantiert sie dem Auszubildenden oder der Auszubildenden, alle anfallenden Kosten (Schulgeld, Prüfungsgebühren oder Fahrtkosten) für seine oder ihre Ausbildung zu übernehmen. Zusätzlich dazu kann der Auszubildende oder die Auszubildende Arbeitslosengeld beantragen. Leider ist der Gutschein zeitlich beschränkt. Weitere Tipps zur Ausbildungsfinanzierung haben wir hier zusammengetragen. 

Bildungsgutscheine werden von der Arbeitsagentur vergeben. Leider bekommen nur wenige beim Quereinstieg diese finanzielle Unterstützung. Vermittlung geht dort vor Förderung. Sie können also nur dann gefördert werden, wenn Sie in Ihrer "alten" Branche nicht weitervermittelt werden können. Möchten Sie Ihren Beruf wechseln, sollten Sie zuerst einen Termin mit der Arbeitsagentur vereinbaren. Dort wird geprüft, ob Sie die Voraussetzungen erfüllen. Haben Sie die Zusage für einen Bildungsgutschein bekommen, bewerben Sie sich anschließend bei den Einrichtungen. Das gilt sowohl für die Förderung einer regulären Ausbildung als auch einer Helferausbildung. Ein Tipp noch: Letztendlich entscheiden die  Sachbearbeiter*innen bei der Arbeitsagentur, ob Sie gefördert werden. Wenn Sie nachweisen können, dass die Vermittlungschancen in Ihrem bisherigen Beruf schlecht sind und Sie sich bereits erfolglos beworben haben, ist es wahrscheinlich, dass Sie einen Bildungsgutschein bekommen. Sie sollten auch erklären können, warum Sie in den sozialen Bereich möchten, und zeigen, dass Sie gut darüber Bescheid wissen. 

Das Wichtigste zuerst: Sie sollten eine klare Vorstellung von dem haben, was Sie im neuen Beruf erwartet! Nach einem Praktikum im sozialen Bereich sind Ihre Startbedingungen für eine Ausbildung sehr viel besser. Sie sollten Lernbereitschaft und die Lust mitbringen, neue Herausforderungen anzugehen und sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Im sozialen Bereich werden Menschen gesucht, die einfühlsam, hilfsbereit, offen und freundlich sind. Wichtig sind natürlich auch körperliche Fitness, eine gesunde Lebensweise und Teamfähigkeit, sowie eine stabile Persönlichkeit. Sie sollten gut kommunizieren können und verantwortungsbewusst mit anderen Menschen umgehen. Die Arbeitsagentur bietet kostenlose gesundheitliche und berufspsychologogische Tests an, mit denen Sie herausfinden können, ob Sie im sozialen Bereich richtig sind. 

Es gibt keine Altersobergrenze für den Quereinstieg. Im Sozial- und Pflegebereich ist es nicht ungewöhnlich, dass ältere Menschen in den Ausbildungsklassen sitzen. Einrichtungen nehmen gern ältere Auszubildende, da sie sich meistens bewusst für diese Ausbildung entscheiden und keine falschen Erwartungen haben. Aber Sozial- und Pflegeberufe sind körperlich anstrengend: Mit Kitakindern auf dem Boden krabbeln oder als Pflegekraft Seniorinnen und Senioren aus dem Bett heben – da sollten Sie fit sein. Es kommt also darauf an, dass Sie sich selbst ehrlich einschätzen: Trauen Sie sich die Arbeit gesundheitlich zu? Dann ist Ihr Alter nebensächlich. 

Wer sich beruflich völlig neu orientieren oder eine Auszeit von dem nehmen möchte, was er gerade macht, kann sich für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) bewerben. Für den BFD gibt es keine Altersbeschränkung und Sie haben die Gelegenheit herauszufinden, ob Sie in den sozialen Bereich passen. Der BFD macht sich gut im Lebenslauf und kann Ihnen für eine spätere Ausbildung im sozialen Bereich viele Türen öffnen.